Willkommen im manuellen Modus: Blende, ISO und Verschlusszeit

Heutige Kameras bieten den Amateur- und Berufsfotografen viel Komfort. Zum einen kann man das geschossene Foto unverzüglich auf seine Qualität hin überprüfen und muss nicht erst mehrere Tage warten bis der Film entwickelt wurde. Auch passen deutlich mehr als 36 Fotos auf die Speicherkarte. Für Fotografie-Anfänger sind die Voll- und Halbautomatikprogramme aber vermutlich die größte Hilfestellung. Einfach auf das Motiv konzentrieren und abdrücken. Den Rest erledigt die Kamera. Klingt in der Theorie auch großartig. Doch die Praxis - vor allem in der Tier- und Sportfotografie - sieht anders aus.

Was machen Automatikprogramme?

Unterscheiden muss man zunächst zwischen Voll- und Halbautomatik. Im Vollautomatik-Modus kümmert sich die Kamera komplett selbstständig um die wichtigsten Einstellungen und ist dabei stehts bemüht ein optimales Ergebnis abzuliefern. Du musst nur noch mit Hilfe des Autofokus scharf stellen und abdrücken. Bei der Halbautomatik gibt es vor allem zwei wichtige Varianten: Zeit- und Blendenautomatik. Bei der Zeitautomatik legst du die Blendenöffnung fest mit der du fotografieren möchtest und die Kamera passt bei der Aufnahme die Dauer der Verschlusszeit an deine Blendenwahl an. Die Blendenautomatik arbeitet genau anders herum: du bestimmst die Verschlusszeit und die Kamera passt dann die Blendenöffnung an. Bei optimalen Lichtverhältnissen können die Automatikprogramme wunderbare Hilfestellung leisten. Gerade Anfänger profitieren vor allem von der Halbautomatik, wenn sie lernen möchten wie sich Blende, Verschlusszeit und ISO-Empfindlichkeit auf das Bildergebnis auswirken. Doch was, wenn die Lichtverhältnisse eher schlecht sind? Jeder, der schon mal ein dunkles, galoppierendes Pferd in einer schlecht ausgeleuchteten Reithalle fotografieren wollte, weiß wovon ich spreche: mit den Automatikprogrammen kommt man i.d.R. nicht besonders weit und erzielt kaum brauchbare Ergebnisse. Hier kommt der manuelle Modus ins Spiel.

Der manuelle Modus

Beim manuellen Modus kümmert sich der Fotograf selbst um die Wahl der korrekten Blendenöffnung, Verschlusszeit und ISO-Empfindlichkeit. Diese drei Werte muss er ggf. an jede Belichtungssituation und an jede Szene neu anpassen. In der digitalen Fotografie kann man seine gewählten Einstellungen glücklicherweise ganz einfach mit ein paar Testfotos überprüfen. Die Fotografie im manuellen Modus ist deutlich anspruchsvoller und erfordert ein Grundverständnis des Zusammenspiels zwischen ISO-Empfindlichkeit, Blendenöffnung und Verschlusszeit. Diese drei Dinge möchte ich kurz erläutern.

Die Verschlusszeit

Wenn du auf den Auslöser drückst, öffnet deine Kamera die Blende und lässt das Umgebungslicht auf ihren Sensor fallen. Die Verschlusszeit bestimmt die Dauer der Blendenöffnung - also wie lange die Kamera die Blende geöffnet lässt, um das Licht zum Sensor durchzulassen. Hier gilt die Faustregel: je länger die Verschlusszeit, also je langsamer die Blende geschlossen wird, desto mehr Licht kann zum Sensor durchdringen und desto heller wird das Bildergebnis. Je schneller die Blende geschlossen wird, desto dunkler wird das Bild. Aber Achtung: wählt man die Verschlusszeit zu langsam, wird zwar das Bild schön hell. Hat man aber ein sich schnell bewegendes Motiv vor der Linse (z.B. Pferd beim Sprung, Hund im Rennen), wird das Bild unscharf. Möchte man die Bewegung seines Motivs auf dem Bild einfrieren, so dass keine Bewegungsunschärfe sichtbar ist, führt kein Weg an einer kurzen Verschlusszeit vorbei. Hunde und Pferde in schneller Bewegung fotografiere ich mindestens mit 1/800 s. Bei schlechten Lichtverhältnissen muss ich dafür die Blende oder ISO-Empfindlichkeit anpassen, um ausreichend beleuchtete Fotos erzielen zu können.

Die Blende

Mit der Blende ist eine Art Abdeck-Klappe gemeint, die vor der Öffnung des Kamerasensors liegt und kontrollieren kann, ob und wie viel Licht bis zu ihm durchdringt. Wird auf den Auslöser gedrückt, schließt sich die Blende nach einer vorher definierten Zeit (siehe Verschlusszeit) und lässt anschließend gar kein Licht mehr durch. Die Blendenzahl, die meistens mit einem vorangestellten f gekennzeichnet wird, besagt wie viel die Blende von der Öffnung zum Kamerasensor abdeckt - vereinfacht ausgedrückt wie groß das Loch ist, durch das Licht zum Sensor gelangen kann. Je kleiner die Blendenzahl, desto größer ist die Öffnung bzw. das Loch. Sehr große Blenden sind z.B. f 1.4 bis f 2.8. Wohingegen f 5 oder f 10 kleine Blenden bezeichnen. Bei der Blendenöffnung gilt die Faustregel: je größer die Öffnung (also je kleiner die Blendenzahl), desto mehr Licht gelangt an den Sensor und desto heller wird das Bild. Die Blendenöffnung wirkt sich aber auch anderweitig auf das Bildergebnis aus: sie bestimmt zusätzlich den Schärfenbereich - also wie groß der Bereich in der fotografierten Szene ist, der später auf dem Foto auch scharf ist (sofern du nicht verwackelst und die Verschlusszeit ordentlich eingestellt hast). Je größer die Blendenöffnung, desto kleiner ist dieser Bereich. Mit einer Blende von f 1.4 kann es dir bei Hundeportraits z.B. leicht passieren, dass die Augen des Hundes scharf sind und Stirn und Nase schon unscharf. Alles was nicht im Schärfebereich liegt verschwimmt und es entsteht der allseits beliebte Tiefenschärfe-Effekt. Dieser ist bei Portraits besonders reizvoll, denn er lenkt das Auge zielgerichtet auf das Motiv. Möchte man aber bei schlechten Lichtverhältnissen ein Pferd von vorne fotografieren und sollte möglichst das komplette Pferd scharf sein, kann man die Blendenöffnung nicht beliebig groß wählen. Zum Glück gibt es noch eine Einstellungsmöglichkeit.

Auf der unteren Bilderserie kann man erkennen, wie sich die Wahl der Blende zum einen auf die Helligkeit und zum anderen auf die Schärfentiefe auswirkt. Mit der sehr weit geöffneten Blende von f 1,3 ist das Foto am hellsten, denn es kommt am meisten Licht am Sensor an. Dafür ist der Schärfenbereich sehr gering. Ausschließlich die Augenpartie des Hundes ist scharf. Nase und Ohren sind schon wieder unscharf. Im zweiten Bild mit einer noch immer recht weit geöffneten Blende von f 4,5 ist das Bild schon dunkler geworden. Dafür ist aber auch der ganze Kopf des Hundes scharf. Gleichzeitig ist auch im Hintergrund mehr Struktur erkennbar. Das letzte Bild ist sehr dunkel, da mit einer Blende von f 7,1 fotografiert wurde und sonst keine Einstellungen verändert wurden. Der Hund ist hundertprozentig scharf und im Hintergrund ist noch mehr Struktur erkennbar als es bereits im zweiten Bild der Fall war.

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Blende f 1,3

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Blende f 4,5

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Blende f 7,1

Die ISO-Empfindlichkeit

Die ISO-Zahl wird meistens in 100er-Schritten gemessen und bezeichnet die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors. Je höher die ISO-Zahl, desto empfindlicher ist der Sensor und desto heller wird das Bild. Mit der ISO kann man noch viel Helligkeit herausholen, wenn man bei den beiden anderen Einstellmöglichkeiten bereits an seine Grenzen stößt. Aber alles hat seinen Preis: je höher man die ISO wählt, desto heller wird zwar auch das Bild - aber desto mehr Bildrauschen hat man auch. Mit Rauschen bezeichnet man die unschöne Körnung im Bild, die auch die Farben anders wirken lässt. Wie stark das Bildrauschen ist, hängt in erster Linie von der Kamera ab. I.d.R. zeigen hochpreisige Modelle ein deutlich besseres Rauschverhalten. Ein Beispiel: bei meiner Nikon D200 war für mich das Bildrauschen bereits ab ISO 600 unerträglich. Bei meiner aktuellen Kamera, der Sony Alpha 7III, kann ich locker mit ISO 1000 fotografieren und sehe das Bildrauschen erst, wenn ich stark in das Foto reinzoome.

In der unteren Bildserie kann man das zunehmende Bildrauschen mit steigender ISO ganz gut erkennen. Gleichzeitig sieht man auch wie viel heller die Fotos mit höherer ISO werden, denn ich habe sonst keine Einstellungen verändert. Ganz links sieht man selbst beim starken Reinzoomen des Bildes kaum bis gar kein Bildrauschen. Selbst das Rauschen im mittleren Foto hält sich in Grenzen und mit ein bisschen Nachbearbeitung lässt es sich sogar weiter reduzieren. Anders schaut es schon beim letzten Foto aus. Diese hohen ISO-Bereiche meide ich grundsätzlich und versuche mir mit anderen Mitteln zu helfen. Am besten erkennst du den Unterschied, wenn du auf die Bilder klickst, um sie vergrößert anzusehen.

ISO 800

ISO 5000

ISO 8000

Und das waren sie: die drei wichtigsten Einstellmöglichkeiten deiner Kamera. Ich kann dich nur dazu ermuntern, in den manuellen Modus zu wechseln und dich mit ihnen zu beschäftigen. Deine Fotografie wird sehr davon profitieren, sobald du den Zusammenhang zwischen Blende, Verschlusszeit und ISO verstanden und verinnerlicht hast. Auch wirst du krisensicherer werden und die Scheu vor schlechten Lichtverhältnissen verlieren. Ich wünsche dir viel Spaß beim Experimentieren!

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Romy Hufnagel
Bahnhofstraße 6
91617 Oberdachstetten

Tel: +49 (0) 176 256 286 10
Mail: info@romybuchschmid.de
Web: https://romybuchschmid.de

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